Der Mädelsfels liegt in Pfullingen (Baden Württemberg). Dort soll einst ein Fräulein, ein „Mädle“, gesessen haben; wahrscheinlich war es ein Nachtfräulein der Urschel. Mit langen, dünnen Nadeln strickte es an einem seidenen Schal. Es war herrlich hier oben! Die klare, frische Luft, das fröhliche Zwitschern der Vögel und die wärmenden Sonnenstrahlen taten dem Nachtfräulein offensichtlich gut. Versonnen blickte es immer wieder von seinen Stricknadeln auf und sah ins Tal hinab. Doch plötzlich wurde diese Ruhe jäh unterbrochen. Das Fräulein schreckte an lautem Hundegebell auf. Der ganze Berg mitsamt dem Fels schien zu zittern und zu beben, und als sich das Nachtfräulein erschrocken umdrehte, sah es einen Jägersmann zu Pferd inmitten einer Hundemeute auf sich zukommen. Der Kerl hatte mit dem zarten Geschöpf wahrlich nichts Gutes im Sinn. Mit hämischem Grinsen und feurig funkelnden Augen ritt er auf das Mädle zu, das hilflos und verzweifelt am nahen Abgrund stand. Ängstlich umklammerte es sein Strickzeug. Das arme Fräulein muss sich sehr bedrängt gefühlt haben, und nachdem jeder Fluchtweg zurück zum Übersberg durch die Hunde versperrt war, blieb ihm in seiner ganzen Not nur noch der Sprung über den Felsen! Doch wie durch ein Wunder kam das Nachtfräulein unversehrt unten im Tal an und lief mit schnellen Schritten über die Wiesen und Felder. „Nichts leichter als das! “ dachte der Bösewicht und setzte mitsamt seinem Pferd ebenfalls zum Sprung an, der ihn, dem Nachtfräulein nach, zu Tal bringen sollte. Leider hatte der Jäger die Rechnung ohne die Urschel gemacht, die dafür sorgte, dass ihr Nachtfräulein sicher im Tal ankam. Plötzlich hörte das Fräulein, während es ganz erleichtert durchs Arbachtal eilte, ein lautes Krachen. Als es sich entsetzt umdrehte, sah es den Jäger samt Pferd leblos untern am Fuß des Felsens liegen. Die Urschel hatte wohl dafür gesorgt, dass Pferd und Reiter am Felsvorsprung zerschellten. Der Felsen aber trägt seit diesem Geschehen den Namen „Mädlesfels“.

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