2019 war ein Rekordjahr für Nessie-Sichtungen

In 2019 gab es mehr registrierte Sichtungen des Loch-Ness-Ungeheuers als in jedem anderen Jahr dieses Jahrhunderts.

Trotz der Tatsache, dass bisher kein endgültiger Beweis für die Existenz der Kreatur geliefert werden konnte – die viele aufgrund der Beschreibung für einen als ausgestorben geglaubten Plesiosaurier halten – lockt allein die potentielle Möglichkeit, das dieses mythische Wesen dennoch existiert, weiterhin über zwei Millionen Besucher pro Jahr zum schottischen See Loch Ness.

Gary Campbell ist der Verwalter vom The Official Loch Ness Monster Sightings Register, in dem alle vermeintlichen Nessie-Sichtungen registriert werden, und er bestätigt, das das Jahr 2019 mit insgesamt 18 Sichtungen, die meisten Meldungen seit 1983 – eines der aktivsten seit den Aufzeichnungen – hervorgebracht hat. „Die Verfügbarkeit von Webcams hat viel mehr Menschen die Möglichkeit gegeben, das Loch-Ness-Ungeheuer zu sehen und es gab zudem eine Rekordzahl an Besuchern, die das Gebiet und seine Attraktionen besucht haben“, erklärt Campbell gegenüber dem The Inverness Courier die zugenommenen Sichtungen. Aber auch die vernetzte digitale Welt, in der wir heute leben, würden dazu beitragen, dass es zu mehr Meldungen kommt, denn die Menschen posten ihre vermeintlichen Nessie-Fotos in den sozialen Netzwerken und erreichen seine Aufmerksamkeit.

Im Jahr 2019 wurden aber auch die Ergebnisse der Studie des Genetikers Professor Neil Gemmell veröffentlicht, für die er 250 Wasserproben vom Loch Ness genommen hatte, um die darin enthaltene Umwelt-DNA zu analysieren. Über diese sogenannte Umwelt-DNA (Environmental-DNA, kurz eDNA) war der Wissenschaftler von der University of Otago in Neuseeland in der Lage, Tausende von unterschiedlichen Lebewesen in den betreffenden Gewässern zu identifizieren. Dieses Verfahren wird beispielsweise bereits erfolgreich angewendet, um die marine Biodiversität zu überwachen. Entsprechend war seine Überlegung, dass man es ebenso einsetzen könnte, um die Existenz des mythischen Seeungeheuers zu bestätigen – oder zu widerlegen.

Denn falls tatsächlich eine kryptide Kreatur wie Nessie dort in dem See lebt, müsste sie Zellen und Fäkalien im Wasser hinterlassen haben, da alle großen Tiere im Wasser DNA verlieren, während sie schwimmen. Eine fremde DNA im See würde Nessie also schließlich entlarven. Doch in den Wasserproben konnte Prof, Gemmel keine Hinweise auf eine unbekannte Spezies im See entdecken, hatte aber eine Vermutung, welches Tier für die vielen Sichtungen verantwortlich sein könnte: Da sich sehr große Menge an Aal-DNA in den Proben befand, hält er es für möglich, dass die Sichtungen auf Riesenaale zurückgeführt werden könnten.

Doch Campbell ist weiterhin davon überzeugt, dass die Zeugen keine Riesenaale gesehen und beschrieben haben. „Das Problem ist, dass Loch Ness ein offenes Gewässer ist“, erklärt er. „Es ist kein geschlossenes Ökosystem. DNA könnte auch über die Nordsee oder den Atlantik eingeführt werden. Auch ein Boot könnte im Moray Firth auf einen Delfin stoßen und die DNS herbringen.“

Es gibt noch einen weiteren Haken an der von Prof. Gemmel durchgeführten Analyse: eDNA zersetzt sich im Wasser (in Abhängigkeit von Fließgeschwindigkeit und Temperatur) bereits nach wenigen Tagen und ist anschließend nicht mehr nachweisbar. Das heißt, theoretisch könnte sich sogar ein Blauwal in den Loch Ness verirren und dort einen Monat verweilen, bevor er wieder ins offene Meer zurückkehrt, seine DNA wäre eine Woche später nicht mehr im Wasser aufzuspüren. Da sich Nessie auch nicht durchgehend in dem See aufhalten soll, wäre es also denkbar, dass die Augenzeugen tatsächlich eine längst eine plesiosaurierähnliche Kreatur gesichtet haben.

© Fernando Calvo* für https://terra-mystica.jimdofree.com

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